zum Ochsen in Schöftland
- Essfrönde Hinterfrutigen
- 27. Nov. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Jan. 2022
In eine neue geografische Richtung und somit unbekanntes Terrain brachte uns der Wunsch nach deliziösen Mahlzeiten im späten November des Jahres 2021. Erfreulicherweise verspürten an diesem Tag sämtliche sieben Gründungsmitglieder den Drang nach köstlichen Speisen, schweren Weinen und fabulierendem Beisammensein. Die Anreise zum Delikatessentempel wurde aufgeteilt in Team Stadt und Land, ohne Fluss, in Angriff genommen. Die Letztgenannten zeigten sich dabei nur knapp pünktlicher trotz des Umweges, welchen die Städter über einen guten Tropfen von weissen Trauben gemacht hatten. Im altehrwürdigen Gasthaus kam die versammelte Belegschaft in den Genuss eines eigenen Raumes. Besser noch es handelte sich um die Küche. Also ein Platz direkt an der Zubereitungsquelle? Knapp verfehlt. Es handelte sich um die alte aber liebevoll eingerichteten Küche, in der dafür am Küchentisch Platz genommen werden durfte. Die Sitzordnung gestaltete sich aufgrund von einem Essfrönd in der Mitte des Tisches, der partout niemanden Vis-a-Vis von sich sitzen liess, eher gewöhnungsbedürftig. Die Gründe werden wohl für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben.

Kulinarisch begrüsste uns der Koch des Abends mit einem Stück Ziegenkäse, den nur empfindlichste Nasen als solchen erkannten und auf einer zarten Honigsauce gebettet lag. Zum Erstaunen aller, fehlte das Cordon-Bleu mit Pommes in der Speisekarte. Durch die Vorlieben des Organisators kann diese Tatsache als faustdicke Überraschung gewertet werden. Selbst die Faust von Bud Spencer ist dagegen ein Winzling. Gemunkelt wird über die Ursache was oder besser wer dahinterstecken könnte? Bei der Bestellung beteiligte sich der sehr humorvolle Kellner gleich selbst an der Diskussion rund um den bestätigten Fakt, dass Spargeln unangenehme Düfte verursachen. Um den hohen geschmacklichen Anforderungen in Sachen schwerem Rotwein gerecht zu werden, schaltete sich der Restaurantinhaber mit charmantem berndeutschem Dialekt ein. Die fachkundige Empfehlung führte jedoch bloss zu Ratlosigkeit in der Feinschmeckerrunde und so wurde die Wahl absolut willkürlich, aber dennoch richtig getroffen. Mit der klassischen herbstlichen Vorspeise à la Nüsslisalat mit Speck, Ei und Croutons über den Suppentopf bis hin zu zartem Roastbeef auf Zucchetti wurde der Gaumen weiter verwöhnt. Schlag auf Schlag ging es im Anschluss mit dem Hauptgang weiter. Als Fleischsorte dominierte dabei das Kalb in geschnetzelter Form auf einer Gemüse-Rösti oder als Voressen flankiert von Serviettenknödel. Das Entrecote stellte den Aussenseiter der Runde dar, während die beiliegenden Pommes eine Probierrunde um den Tisch machten.
Gemäss der Weisheit in der Dessertkarte müssen an diesem Abend alle Mitglieder extrem gestresst gewesen sein. Ausnahmslos jedes Schleckmaul bestellte einen zuckersüssen Nachtisch, ohne dass die obligatorischen drei Kugeln Vanilleglace fehlten. Der letzte Gaumenschmaus war an Vielfalt kaum zu überbieten. Teller mit glasierter Aargauer Rüeblitorte, verbannter Crème, schön verziertem Tiramisu, in Penisform angerichtetem Coupe Nesselrode oder dem zweifarbigen Schokoladenmousse fanden den Weg in die alte Küche. Leider hatte der dazugehörige Kaffee aber etwas Verspätung. Gleichzeitig war es faszinierend wie die grosse Flasche Grappa und deren Pipette die ganze Belegschaft in ihren Bann zog. Normalerweise sollte einen der Inhalt in Staunen versetzen und nicht das Equipment. Zum Abschluss servierte der äusserst gastfreundliche, unterhaltsame und lobenswerte Kellner neben dem guten Bier zusätzlich ein normales Bier. Der Geschmack traf auch hier die Bezeichnung. Die Auflösung zur Weisheit lautet wie folgt: das englische Wort stressed heisst rückwärts gelesen Dessert.
Essen ★★★★★ Service ★★★★★ Preis-Leistung ★★★★
Ambiente ★★★★ Gastfreundschaft ★★★★★
_____________________ __
Total ★★★★★
Comments